Ungarn - Ägypten: Sebo Kiss - Karim Maamoun 6:3 6:4 6:1

Das erste Wochenende im April - klassische Zeit, mal wieder auf Daviscup-Tour zu gehen. Da "mein Land" Indien in Mumbai für einen Wochenendtrip unerreichbar gegen Pakistan spielte, ging es dieses mal nach Ungarn zum Duell in der Europa-Afrika-Gruppe 2 gegen Ägypten. Das allein hätte wohl schon das Prädikat "durchgeknallt" verdient, doch der Spielort, Hodmezovasarhely (die ganzen Akzente auf dem Ortsnamen schenke ich mir), machte eine wunderbar verrückte Daviscup-Tour komplett. Die Anreise aus Deutschland gestaltete sich hier problemreich, Flug abends nach Budapest, dort übernachten und morgens um 6 Uhr in den Zug nach Szeged. Wie sollte es nach Murphys Law anders sein - der Zug nach "Hod" war weg und so hatte ich auch noch das Vergnügen einer knapp dreißig Kilometer langen Taxifahrt in die kleine, aber feine Stadt kurz vor den Staatsgrenzen zu Serbien-Montenegro und Rumänien (auf den Straßen den Weg nach Bukarest ausgeschildert zu sehen, fand ich schon etwas befremdlich). Alles in allem aber ein sehr günstiges Vergnügen, Ungarn ist eben immer noch ein attraktives Reiseland.
Rein von den Namen her war Ungarn sicherlich klarer Favorit, die Nordafrikaner durfte man aber nicht unterschätzen, mit Karim Mamoun stand immerhin ein Spieler aus den 300ern der Weltrangliste im Lineup. Allerdings darf man das Ranking afrikanischer Spieler genauso wie das von Asiaten in diesen Regionen auch nicht überbewerten. In der ersten Partie musste Sebo Kiss gegen eben diese Nummer 1 aus Ägypten ran. Wollten die Gäste in dem Ländervergleich erfolgreich sein, mussten sie sicherlich diese Partie gewinnen und die Gastgeber von Anfang an unter Druck setzen, zumal den Ungarn im Doppel eine klare Favoritenrolle zuzuschreiben war.
Das Match begann gleich mit einem Kracher: Maamoun schlug zum ersten Spiel auf - und verlor sein Aufschlagspiel. So lastete von Anfang an Druck auf Maamoun - und da in den folgenden Spielen beide Aufschläger souverän agierten, wurde dieser Druck auch noch größer. Waren so die meisten Aufschlagspiele zu Beginn eher wenig attraktiv, kam gegen Ende des ersten Durchgang deutlich mehr Spannung auf. Im siebten Spiel schlug zunächst der Ägypter auf und musste sich insgesamt drei Breakbällen erwehren. Fast schien es so, als würde es bitter bestraft werden, dass Kiss diese Chance zur vorzeitigen Entscheidung ungenutzt ließ, denn im achten Spiel lag er dann 0:40 zurück. Doch Kiss überzeugte während des ganzen Matches durch Kampfgeist und konnte auch hier den Kopf aus der Schlinge ziehen. So stand es 5-3 bei Aufschlag Maamoun / Ägypten. Wie in vielen Situationen an diesem Tage hatte die Nummer 1 der Gäste seine Neven nicht im Griff und verlor erneut sein Aufschlagspiel.
Sebo Kiss's Freude über diesen ersten Satz währte nicht lange, denn gleich im ersten Spiel des zweiten Satzes wurde auch sein Aufschlag durch eine tolle Rückhand von Maamoun erstmals durchbrochen. Die erste Chance, diesen "Betriebsunfall" zu korrigieren, hatte er im vierten Spiel, doch in einem Aufschlagspiel voller packender Punkte wehrte Maamoun letztendlich zwei Breakbälle ab. Sebo Kiss schien von der vergebenen Chance im großen und ganzen unbeeindruckt - nicht so der Ägypter, denn bereits im nächsten Aufschlagspiel stand er erneut mit dem Rücken zur Wand: 0:40 - die dreifache Breakchance ließ sich Kiss natürlich nicht entgehen und glich zum 3-3 aus. Ein Spiel hatte Maamoun Ruhe und brachte seinen Aufschlag souverän durch, doch bereits im zehnten Spiel wurde es wieder brenzlig: 15:40 beim Spielstand von 5-4 für Kiss, das bedeutete nicht nur Breakbälle, sondern auch doppelten Satzball. Kiss war längst der überlegene Akteur auf dem Platz und ließ sich diese Chance nicht nehmen.
Die Story des dritten Satzes ist schnell erzählt: Maamoun enttäuschte nun auf ganzer Linie, Kiss spielte konstant und stark - so stand im dritten Satz letztendlich ein 6-1 für den Ungarn zu Buche.
Ungarns Nummer 2 zeigte eine starke Leistung und brachte seinem Land einen extrem wertvollen ersten Punkt. Für die Ägypter sah es nun schon nach der ersten Partie nach einer extrem schweren Aufgabe aus.