Schweiz - Tschechien 6:3 (3:0,1:1, 2:2) - Shootout 2:1

Zum Abschluss des Euro Floorball Tour Events trafen die gastgebenden Schweizer auf Tschechien - nach den bisher gezeigten Leistungen der vier Mannschaften wohl die einzige Partie, in der die Eidgenossen zumindest nicht die Außenseiterrolle innehatten. Es galt also, die Zuschauer mit einer guten Performance noch einmal zufriedenzustellen - und auch auf dem Weg zur WM in Helsinki noch einmal ein paar Körnchen Selbstbewustsein zu tanken.
Wer - wie ich - nicht ganz pünktlich am Spielfeld erschien, wurde von den weiss-roten Spielern bitter bestraft: bereits nach 107 Sekunden führte die Schweiz mit 2:0. Zunächst hatte Christoph Hofbauer sein Team nach 18 Sekunden in Führung gebracht, in der zweiten Minute folgte dann der zweite Treffer durch Marc Dysli. Doch nachdem die Schweizer die ersten Spielminuten kontrollierten, wurden die Tschechen immer munterer - umso ärgerlicher war da der missliche Fehlstart der Tschechen zu Beginn des Drittels. Für das Toreschießen blieben aber in den ersten zwanzig Minuten die Schweizer zuständig, die gegen Ende des Drittels wieder munterer wurden und durch Matthias Hofbauer in der Nachfolge eines Konters zum 3:0 abstauben konnten.
Auch im zweiten Drittel hieß der erste Torschütze Christoph Hofbauer - und erneut war es ein Blitztreffer, dieses Mal nach 47 Sekunden, der die Schweizer jubeln ließ: Bruder Matthias legte nach einem Konter von der linken Seite auf, Christoph verwandelte trocken. Doch die Tschechen gaben sich, wie im Spiel gegen Finnland, nicht auf. In der 24. Minute wurde dieser Kampfgeist in Person von Marek Deutsch belohnt, als dieser auch etwas Glück hatte, dass sein Schuss über Philipp Gerber hinwegrutschte und sich ins Tor senkte. Danach war erstmal etwas Ruhe angesagt, viel passierte bis zur Spielmitte, ab der David Rytych das tschechische Tor für Tomas Kafka hütete, nicht mehr. Emanuel Antener musste in der 31. Minute für ein Blockieren des gegnerischen Stocks auf die Strafbank, dieses Powerplay der Tschechen blieb aber genauso torlos, wie Zeitstrafen gegen Petr Novotny (34., Stockschlag) und Marc Dysli (39.). Es blieb somit beim 4:1 der Schweizer, die also mit einer komfortablen Führung und einer restlichen guten halben Minute Unterzahl (die ebenfalls folgenfrei bleiben sollte) in die Pause gingen.
In der 43. Minute sorgte dann Michael Zürcher für die Vorentscheidung, als er nach Vorlage von Antener das 5:1 erzielte. Die Tschechen waren bemüht, spielten sogar bei einer Zeitstrafe gegen Matthias Hofbauer (49.) schon phasenweise mit sechs Feldspielern - mehr als ein Penalty, als Milan Friedrich einen schweizer Konter nicht regelkonform abfing, konnten die Spielsekretäre aber den Tschechen zu Buche schreiben - den Penalty verschoss dabei übrigens Florian Kuchen (50.). Nachdem die Gäste eine weitere Zeitstrafe gegen Ales Jakubek (53.) überstanden hatte, versuchten sie erneut ihr Heil in den letzten fünf Minuten mehrheitlich mit sechs Feld-Akteuren und waren dabei sogar durchaus erfolgreich: Martin Ostransky traf in der 56. Minute, Vojtech Skalik überwand Gerber nach einer Vorlage von Radim Cepek über die linke Seite. Die Tschechen zeigten sich nun redlich bemüht - und so war es Gold wert, dass Marc Mühletaler eine knappe Minute vor Schluss sich den Ball in der gegnerischen Abwehr erkämpfte, sich am gegnerischen Verteidiger vorbeitankte und letztlich den Treffer ins leere Tor markierte - dass wenige Sekunden später in der Schlussminute Philipp Wanner noch einmal für Zeitspiel auf die Strafbank musste, sei nur noch aus Chronistenpflicht erwähnt, da es letztlich beim verdienten 6:3 für die Gastgeber blieb. Auch der Shootout ging an die Schweiz - nachdem Jan Binggeli und Vojtech Skalik jeweils im ersten Versuch für ihr Team erfolgreich waren, traf Patrick Mendelin im entscheidenden dritten Penalty gegen den zurückgewechselten Kafka - Matthias Hofbauer, Adam Stegl und Milan Tomasik scheiterten hingegen.

Die letzte Partie eines solchen Events bietet natürlich immer auch die Möglichkeit, ein Fazit zu ziehen. Das deutsche Floorball-Auge hat eine große Träne - ein Event von solcher Größenordnung wäre für die Verbreitung des Sports sehr hilfreich, aber vollkommen utopisch - für den mittleren sechsstelligen Betrag (in Franken), den das Event im Zürcher Hauptbahnhof gekostet hat, müsste Floorball-Deutschland lange sparen. Und gerade mit diesem weinenden deutschen Auge ist es auch verwunderlich, dass sich der Sport in Zürich vor allem selber feierte: die Tribünen, die das Spielfeld komplett umschlossen, nahmen den Passanten und Fahrgästen vollkommen die Möglichkeit, mal einen Blick auf den besten Sport der Welt zu riskieren - lediglich die U17-Trophy bot Gelegenheit hierzu. Auf den Tribünen fanden sich dementsprechend viele bekannte Gesichter der Lochball-Szene und zu wenig staunende Gesichter, die sich bei dem Anblick des merkwürdigen "Plastik-Hockeys" sich verwundert und begeistert die Augen reiben. Schade eigentlich, für die Entwicklung des Floorball-Sports hat es an diesem letzten Aprilwochenende 2010 in der Zürcher Rail City keine kurzfristig wertvolle Impulse gegeben - mittelfristig zeigte es aber auf, was mit mit einer Mischung aus Kreativität, Willen und Wahnsinn aus unserem Sport machen kann - im Kleinen kann die Euro Floorball Tour auch ein Vorbild für Floorball-Deutschland und die anderen "Entwicklungsländer" auf der Lochball-Landkarte sein.


  Schweiz   Tschechien
88 Philipp Gerber (TW) 69 Tomas Kafka (TW)
9 Marc Dysli 78 David Rytych (TW)
20 Markus Gerber 17 Adam Stegl
19 Matthias Hofbauer 20 Michal Kotlas
16 Thomas Wolfer 12 Radim Cepek
15 Christoph Hofbauer 23 Vojtech Skalik
3 Jonas Schneeberger 18 Martin Ostransky
6 Florian Kuchen 2 Ales Jakubek
7 Renato Schneider 3 Daniel Sebek
8 Kaspar Schmocker 6 Stephan Slany
10 Patrick Mendelin 7 Milan Tomasik
12 Simon Bichsel 8 Martin Richter
13 Emanuel Antener 9 Ondrej Fojta
14 Cedric Rüegsegger 15 Pavel Brus
18 Michael Zürcher 16 Milan Garcar
22 Armin Brunner 24 Jan Jelinek
24 Jan Binggeli 25 Petr Novotny
25 Marc Mühlethaler 26 Marek Deutsch
26 Philipp Wanner 27 Milan Fridrich
30 Pascal Nieth (TW) 28 Matej Jendrisak